funkstille

funkstille I

faradayscher Käfig (Prototyp)
in Zusammenarbeit mit Lena Goldsteiner
Beitrag zum Wiener Kaffeehaus Experiment im MAK 2011

Das Wiener Kaffeehaus ist ein Ort des Rückzugs. Man trifft sich dort, um ungestört private oder auch geschäftliche Dinge zu besprechen. Der einzelne Gast versteckt sich vor der Menge hinter einer Zeitung. Die Besucher erfahren Privatheit trotz der Menge an Menschen die sie im Kaffeehaus umgibt. Wie stellt sich dieser Wunsch nach Rückzug und Versteck in der Zukunft dar? Jeder Mobiltelefonbesitzer kann schon jetzt überall erreicht und geortet werden. Dem Wiener Kaffeehaus soll die Qualität von Rückzug und Ungestörtheit trotz Mobilfunk erhalten bleiben. Dieser Gedanke bildet den Grundstein des Objektes. Weiters signalisiert das Ablegen des eigenen Mobiltelefons in das Objekt, dem Gesprächspartner die Bereitschaft für eine ungestörte Kommunikation. Es entsteht eine verbeugungsgleiche Geste der Anerkennung und der Höflichkeit, welche nun, um den gegenseitigen Respekt zu bezollen, von dem Gesprächspartner erwidert wird. Bei Aufnahme der Bestellung wird danach gefragt ob Funkstille erwünscht ist; wenn ja, öffnet der Kellner den Monolithen und die Gäste können ihre Mobiltelefone darin ablegen. Der Kellner verschließt nun wieder die Box, um sogleich mit dem Sauggriff wieder zu verschwinden. Der Gast erhält sein Telefon erst wieder beim Zahlen, da die Box ohne Sauggriff nicht zu öffnen ist. Somit wird der Kellner in diese Geste der Anerkennung eingebunden und wird seinem Status als eigene Institution in einem Wiener Kaffeehaus gerecht.

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photos © Wolfgang Woessner/MAK

 

Funkstille II

Entwurf einer raumfüllenden Variante des faradayschen Käfigs
für das Wiener Kaffeehaus Experiment, MAK 2011

Das Wiener Geflecht ist ein typisches Merkmal der Wiener Kaffeehäuser. Dieses Material kommt bei einem Großteil der Kaffeehausstühle (Bsp. Thonet-Stühle) zu Einsatz. Die Struktur des Wiener Geflechts dient als Reminiszenz des traditionellen Wiener Kaffeehauses. Das natürliche Material des Wiener Geflechts wird durch eine neues Textil ersetzt (splinetex), aus diesem Material werden kuppelartige Räume geschaffen, an welchen Störsender amgebracht werden, um den Kaffeehausbesucher von der Außenwelt -sprich von Allem außerhalb des Kaffeehauses- abzuschirmen. Die Kaffeehauswände, bestehen aus Paneelen mit unterschiedlicher faradayscher Abschirmung. Bsp.: an den Rändern des Raumes entsteht ein absolutes Funkloch, in der Mitte ist man erreichbar, die Zonen dazwischen erlauben eine fünfzig-fünfzig Chance erreichbar bzw. nicht erreichbar zu sein.

mak_saeulenhalle_fotomontage

grundriss_kuppel_mak aufriss_kuppel_mak
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